Der genuesische General Ambrogio Spinola (1569 – 1630) hatte mit Soldaten aus den spanischen Niederlanden sein Quartier in Kastel bezogen und, wie die Chronik berichtet, den Ort vom „Grund auf verderbt“. Gemeint waren hier auch Seuchen, welche die Soldaten mit nach Kastel gebracht hatten.
Bereits im Mittelalter, so auch vor und während des Dreißigjährigen Krieges wurde Kastel vom Pestvirus heimgesucht. Grund war hier auch die mangelnde Sauberkeit in der Stadt und bei den Bürgern. Kanalisation, ein Fremdwort.
Der Dreißigjährige Krieg lag gerade mal 18 Jahre zurück, als die nächste Katastrophe Kastel heimsuchte. Von Norden über die Handelswege kommend, von Schiffen über Amsterdam nach Köln suchte der schwarze Tod, die Pest, Kastel heim.
Der Mainzer Kurfürst war bemüht die verheerende Seuche von Mainz fernzuhalten und schickte am 5. Juni 1666 den Gesellen des Mainzer Barbiers, Leopold Weigelsleben aus Graz in der Steiermark, nach Kastel. Dieser sollte den Kranken beistehen.
Er hatte vom Kurfürsten die Zusage, daß er sich, wenn die Pest ausgestanden ist, in Mainz als Barbier niederlaßen konnte, ohne daß die Zunft der Barbiere hierzu gefragt wurde.
Er wurde mit Lebensmitteln und Medikamenten ausgestattet, die er zu verteilen hatte. Täglich mußte er Bericht an den Kurfürsten erstatten, über die Anzahl der Toten und der Neufälle, über Beobachtungen die er bei der Pflege der Kranken machte.
Man wußte damals schon daß man sich als Arzt oder Bader gegen den Virus schützen mußte. In Lederstiefeln, Lederhandschuhen, langem Ledermantel und mit Schnabelmaske wollte man den Pest-Virus fernhalten. Zusätzlich tropfte man einen Kräutersud in die Maske.
Daß die Ratten, beziehungsweise der Rattenfloh der Überbringer des Pestvirus war, stellte man damals schon bei Beobachtungen fest, aber wissenschaftliche Untersuchungen lagen noch nicht vor. Der Rattenfloh verließ den toten und kalten Körper und suchte sich einen neuen.