Sehr geehrte Frau Ortsvorsteherin, sehr geehrte Frau Gabriel,
irritiert haben wir Ihre Aussagen im Artikel der Allgemeinen Zeitung vom 10.10.2019 mit der Überschrift „Kasteler Ortsvorsteherin vermißt Engagement für die City-Bahn“ zur Kenntnis genommen. Ihre Aussagen in dem Artikel sind für uns weder nachvollziehbar, noch tragen sie zur Versachlichung der Debatte bei.
Zunächst behaupten Sie, es werde immer eine Mehrheit im Ortsbeirat für die City-Bahn geben, von einer Fraktion vielleicht abgesehen. Es ist sehr interessant, daß es Ihnen egal zu sein scheint, wie es mit dem Projekt weitergeht, in welche Richtung es sich entwickelt, etc, Hauptsache die politische Mehrheit steht. Sie lassen hierbei die Kritiker des Projekts in den eigenen Reihen und anderen Fraktionen (nicht nur einer einzigen Fraktion) wohl bewußt unerwähnt, um eine Einigkeit (auch in der Bevölkerung) zu suggerieren, die so nicht existiert.
Zur Versachlichung trägt auch nicht Ihre Aussage bei „Die am lautesten schrien, seien nicht in der Mehrheit“. Zunächst, sehr geehrte Frau Ortsvorsteherin, wissen weder Sie noch wir, wer in der Mehrheit ist, dafür soll es gerade einen Bürgerentscheid geben.
Falls Sie auch die Bi Mitbestimmung damit meinen: Wir „schreien“ auch nicht, wir versuchen uns, wie es in einer Demokratie unser gutes Recht ist, mit Plakaten, Flyern, etc. Gehör zu verschaffen bei den Bürgern und bei der Politik aus privaten Mitteln.
Die Bürger müssen über die Nachteile des Projekts, die gerade für Kastel und Amöneburg zahlreich sind, aufgeklärt werden. Daß wir offensichtlich in der Politik kein Gehör finden, ist uns klar, denn die Mehrheit im Ortsbeirat für die City-Bahn steht, wie Sie selbst sagen.
Die Bürger, die sich gegen eine Citybahn aussprechen, und wir haben im Rahmen des Bürgerentscheids viele Gespräche geführt, sind bunt gemischt wie Kastel selbst. Es finden sich Mieter und Eigentümer, junge und alte Menschen, Singles und Familien, Berufstätige und Rentner, Autofahrer und ÖPNV-Nutzer. So zu tun als sei eine bestimmte Gruppe Bürger gegen die Citybahn und alle anderen dafür entspricht nicht der Realität. Wir hoffen sehr, daß Sie dies nicht absichtlich falsch darstellen.
Uns zu unterstellen, wir würden nicht mit jungen Menschen reden (zumal wir auch viele junge Mitglieder in AKK haben) ist wiederum eine reine Unterstellung Ihrerseits, die nicht zutrifft. Wissen Sie, sehr geehrte Frau Ortsvorsteherin, daß die Bi Mitbestimmung bereits mehrfach an Schulen in Wiesbaden an Diskussionsrunden, die im Rahmen der „Kommunikation“ der Citybahn initiiert wurden, teilgenommen hat? Auch viele Schüler sind gegen die Citybahn, was sich z.B. auch bei Abstimmungen nach Diskussionsrunden gezeigt hat.
Wir haben ebenfalls mit Immobilienmaklern gesprochen und durchweg die Aussage erhalten, es sei mit einem Wertverlust der an der Citybahn Strecke gelegenen Immobilien zu rechnen ist. Hier ist Ehrlichkeit gegenüber den Bürgern gefragt, die nicht selten ein Häuschen oder eine Wohnung als Altersvorsorge angeschafft haben.
Leider finden wir in dem Artikel kein Wort der Kritik an den jüngsten Veröffentlichungen zum Thema Citybahn. Keine Kritik an den offenbar rechtswidrigen Auftragsvergaben, keine Kritik an der Kürzung des Revisionsberichts von 36 auf 12 Seiten, keine Kritik an den offenbar abgelaufenen Hinterzimmer-Deals, keine Kritik an der Auftragsvergabe an die Agentur RCC im Wert von 98.280,00 € und einem Folgeauftrag im Wert von nochmal 130.000 €, keine Kritik an den insgesamt 1,6 Millionen €, die bisher nur (!!) für das Projekt Citybahn für Kommunikationsagenturen ausgegeben worden sind.
Daran stören Sie sich nicht, aber an den Plakaten, die die Gegner aufhängen (die von unserem eigenen Geld bezahlt worden sind)? Wir sind die „laute Minderheit“? Wir, die ehrenamtlichen Bürger, die alles aus ihrer eigenen Tasche zahlen während die Befürworter des Projekts alleine für Kommunikationsagenturen 1,6 Millionen € an Steuergeld ausgegeben haben? Wir fragen uns, wo das kritische Hinterfragen ist bzgl. der Citybahn-Haltestelle an der Rampenstraße, wo bereits mit dem Bau der Haltestelle begonnen wird, obwohl es keinen Beschluß zum Bau der Citybahn gibt?
Sehr geehrte Frau Ortsvorsteherin, entgegen Ihrer Annahme gibt es beim Thema Citybahn keine Spaltung der Bürger in Mieter und Eigentümer, jung und alt. Es gibt eine Spaltung, ob dieses Projekt sinnvoll ist, insbesondere für Kastel. Ein Bürgerentscheid ist dringend notwendig und zwar bevor weitere 1,6 Millionen € Steuergeld in Hinterzimmer-Deals an Kommunikationsagenturen verschwendet werden.
Mit freundlichen Grüßen
Bi Mitbestimmung Wiesbaden
In Vertretung des Stadtteilteams Kastel gez. Katharina und Thomas Gerstmann, Kastel – Marion und Michael Müller, Kastel – Barbara Jäger, Kastel – Melitta und Dieter Weißenfels, Kastel.
Wir meinen: …um die Meinungen, Sorgen und Auswirkungen auf die Kasteler Bürger wird man sich einen ……dreck kümmern, wetten daß…!